Werne: Geständnis im Mecke-Skandal
Veröffentlicht: Mittwoch, 10.01.2024 16:30
Vor dem Amtsgericht in Lünen ist am heutigen Mittwoch (10. Januar) der Prozess gegen einen ehemaligen Mitarbeiter bei der Firma Mecke gestartet. Ihm wird Tierquälerei in fast 40 Fällen vorgeworfen. Der Angeklagte hat die Taten vollständig gestanden.
Tierquälerei bei Mecke in Werne
"Ich war ein Unmensch" - das hat heute ein ehemaliger Mitarbeiter der Fleischerei Mecke aus Werne vor dem Amtsgericht in Lünen gesagt. Ihm wird Tierquälerei in fast 40 Fällen vorgeworfen. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft hatte Anklage erhoben - sie wirft dem Angeklagten mehrfache Tierquälerei vor. Vor fast drei Jahren (Mai - Juni 2021) soll er mehrfach gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben. Diese Fälle hat er heute alle zugegeben.
Prozess gegen Werner startet mit Geständnis
Es gab zu Beginn des Prozesses ein Geständnis zu allen Taten, die die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage heute verlesen hat. Über 20 Minuten ist jede Art der Tierquälerei detailliert genannt worden. Zum Beispiel soll der Angeklagte Nico D. eine Mistgabel in ein Rind gerammt haben und das so heftig, dass er die kaum wieder herausbekommen habe. Es sollen Tiere mehrfach mit einer Seilwinde über Steine in einen Transporter gezogen worden sein und die Tiere sollen teils über 2 Tage lang keinen Tropfen Wasser bekommen haben.
Viele kranke Tiere in Viehsammelstelle in Werne
Der Angeklagte bereute seine Taten und schämte sich dafür. Unter Tränen räumte er die Tierquälerei ein und gab ein Geständnis ab. Die Umstände seien nicht zu entschuldigen und ihm selbst sei es nach den Vorfällen immer sehr schlecht gegangen. Er versuchte bei seiner Aussage nicht, seine Taten zu rechtfertigen. Stattdessen schilderte der 40-jährige Familienvater die Umstände, unter denen er arbeiten musste. So sei er vor Jahren vom Senior Chef bei Mecke für einen 450 Euro Job eingestellt worden. Gleichzeit kam er mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in einer Wohnung vom Senior Chef Mecke unter. Seine Aufgabe war es, sich um die Pferde zu kümmern.
Schwere Vorwürfe gegen Marco Mecke
Als 2017 Marco Mecke dann den Betrieb übernommen habe, habe sich einiges geändert. Mensch- und Tierwohl seien dann nicht mehr wichtig gewesen. Er habe sich auch immer öfter um Rinder kümmern müssen - ohne Erfahrungen. Ab 2019 seien immer öfter kranke Rinder in die Viehsammelstelle geliefert worden. Als er das hinterfragt habe, sei ihm gedroht worden, dass er bald mit seiner Familie unter einer Brücke leben würde.
Tierquälerei in Werne war Mecke bekannt
Der Angeklagte sprach auch von enormem Druck durch seinen Chef. Dass er deshalb zum Beispiel die Rinder auch nicht füttern durfte. Als er einmal eine Tränke für die Rinder repariert hat, sei Marco Mecke wohl wie so oft "aggro" gegen ihn geworden. Marco Mecke sei auch jeden Tag in der Sammelstelle gewesen und wusste ganz genau, was da passiert sei. Er habe gewollt, dass die kranken Tiere schnell geschlachtet werden. Er habe ihn auch ständig per Kameras auf dem Gelände überwacht und wenn er nicht schnell gehandelt habe, hätte es Ärger und neue Drohungen gegeben.
Angeklagter spricht von Erpressungsversuchen
Als im Sommer 2021 die Videos der Tierschützer aufgetaucht sind, die die enorme Tierquälerei zeigen, habe Marco Mecke dem 40-jährigen laut Aussage angeboten, dass sich seine Familie in Zukunft finanziell keine Sorgen machen müsse, wenn er zu ihm halten würde - das habe Nico D. aber abgelehnt. Mecke soll ihm auch einen Anwalt gestellt haben, den habe er aber auch abgelehnt, weil er Bedenken über die Neutralität des Anwalts hätte. Seine Frau, die heute als erste und bisher einzige Zeugin in dem Prozess aufgerufen wurde, bestätigte das Treffen mit Marco Mecke. Sie selbst sei auch dabei gewesen.
Bald auch Prozess gegen weitere Mecke-Mitarbeiter
Der nächste Prozesstag gegen den Angeklagten Nico D. ist für den 31. Januar angesetzt. Dann sollen auch weitere Zeugen aussagen. Gegen den Betreiber des Schlachthofs Marco Mecke und einen weiteren Mitarbeiter hat der Prozess heute noch nicht begonnen. Die Verteidiger der beiden hatten noch weitere Akteneinsicht beantragt.