Trecker legen zeitweise Verkehr lahm
Veröffentlicht: Dienstag, 26.11.2019 06:16
Die demonstrierenden Bauern mit ihren Trecker-Konvois haben gestern Nachmittag für massive Verkehrsbehinderungen in der Region gesorgt. Beispielsweise waren zeitweise B1 und A40 in Richtung Kreis dicht und Zufahrten zur B1 in Unna und zur A40 in Dortmund gesperrt, um die Konvois vorbeizulassen. Das ganz große Chaos ist auf der B1 am Abend aber ausgeblieben.
Eigentlich sollten gut 700 Trecker, die in einem 12 Kilometer langen Konvoi von Essen aus nach Dortmund unterwegs waren, geschlossen weiterfahren in Richtung Hamm. Die Gruppe hat sich aber auf dem Weg aufgelöst, nur noch rund 200 Traktoren kamen mit mehr als vier Stunden Verspätung in Dortmund an und verteilten sich dann weiter. Die hammer Polizei spricht von insgesamt 550 Traktoren im Stadtgebiet. Heute kommen die Landwirte in Berlin zu einer großen Kundgebung zusammen.
Gülleverordnung, Pflanzenschutz, Tierwohl - für die Bauern ist die
Liste der Ärgernisse lang. Um ihrem Unmut Luft zu machen, haben sie
die Motoren ihrer Traktoren angeworfen.
Düsseldorf (dpa/lnw) - Bauern aus ganz Nordrhein-Westfalen sind am
Montag mit ihren Traktoren aus Protest gegen die Agrarpolitik in
Kolonnen durch den Straßenverkehr gefahren. Gegen Mittag zählte die
Polizei landesweit rund 1200 Fahrzeuge, die auf verschiedenen Routen
unterwegs waren.
Besonders viele Traktoren bewegten sich am Nachmittag durch das
Ruhrgebiet. Die Dortmunder Polizei erwartete etwa 730 Fahrzeuge, die
in einem 12 Kilometer langen Konvoi von Essen aus auf dem Weg
waren. Anders als geplant, fuhren die Landwirte aber nicht im Konvoi über die B1 und
Aplerbeck in Richtung Unna und Hamm, sondern stoppten mit mehr als vierstündiger
Verspätung in Dortmund am Parkplatz F2 (Buschmühle). Dort löste sich die
Demonstration ab 19.25 Uhr wieder auf. Die Polizei begleitete die Trecker über
die B54, die B1 und die B236 bis zur Stadtgrenze Dortmund/Lünen.
In Dortmund kamen aus Essen schließlich ungefähr 200 und aus
Soest etwa 170 Trecker an, wie die Polizei am Abend berichtete. Die
Polizei sperrte mehrere Abfahrten der A40, damit die Autofahrer nicht
auf den Konvoi stießen und zusätzlicher Stau entstand.
Zuvor waren Hunderte Traktoren bereits in Essen und Bochum durch die
Innenstädte gefahren. Die Bochumer Polizei berichtete von
erheblichen Verkehrsstörungen. «Halten Sie durch!», munterte sie über
Twitter die Autofahrer auf. In Unna wurden zeitweise die
Zufahrtsstraßen zur B1 in Richtung Werl gesperrt. «Vielen Dank für
die Geduld aller Verkehrsteilnehmer», erklärte am Abend die Polizei.
Viele Bauern sehen unter anderem durch Vorgaben beim Einsatz
von Düngemitteln, beim Pflanzenschutz und bei der Tierhaltung ihre
Betriebe in Gefahr - und sich in ein schlechtes Licht gerückt. «Wir
sind keine Tierschänder und Umweltverschmutzer», heißt es auf der
Homepage der Organisatoren der Proteste. Am Dienstag ist eine
Kundgebung der Bauern in Berlin geplant.
In Düsseldorf forderte Nordrhein-Westfalens Agrarministerin Ursula
Heinen-Esser (CDU) Verbraucher und Handel auf, ihrer Verantwortung
für eine nachhaltige und auskömmliche Landwirtschaft gerecht zu
werden. «Wir schaffen nur dann mehr Tierwohl, wenn tatsächlich die
Preise stimmen», sagte Heinen-Esser vor Bauern.
Die Verbraucher seien gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und
forderten mehr Tierwohl. «Aber sie rennen gleichzeitig zu den
Discountern und wollen möglichst wenig für Fleisch und sonstige
Produkte bezahlen», kritisierte die Ministerin. Das könne nicht
funktionieren. «Wer mehr will, der muss dafür bezahlen», betonte die
Ministerin.
Heinen-Esser kündigte eine Initiative gegen den Verkauf
von Agrarprodukten unter dem Einstandspreis an. «Das wird ein harter
Ritt werden - aber das müssen wir durchziehen.» Ohne faire Preise
könne das System nicht funktionieren, betonte die Ministerin.
Die Organisatoren vom Netzwerk «Land schafft Verbindung» rechnen für
den ganzen Tag mit einigen Tausend Teilnehmern, die mit ihren
Traktoren bei je einer der Etappen dabei sein wollten. Zielpunkt war
am Nachmittag Bielefeld. In Köln fuhren Bauern auf die Domplatte, wo
die Landmaschinen gesegnet wurden. «Ohne Landwirtschaft wärst Du
hungrig, nackt und nüchtern», stand dort auf einem Transparent auf
einem Traktor.
Die Bauern fordern mehr Mitsprache bei der Agrar- und
Klimagesetzgebung des Bundes. «Wir werden zu wenig beteiligt. Ein
Umsteuern geht nur zusammen mit den Verbrauchern», sagte ein Sprecher
der Bauern.
Bis zum Mittag seien keine größeren Behinderungen durch die
Traktorkonvois gemeldet worden, berichtete die Bielefelder Polizei.
«Um die Veranstaltungsorte herum ist es ein bisschen drubbelig»,
sagte ein Sprecher. Zwischenfälle seien ihm nicht bekannt.