«Irrweg der Moderne»: AfD in der Kritik nach Bauhaus-Vorstoß

Dessau
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Bauhaus

Magdeburg/Dessau-Roßlau (dpa) - Die sachsen-anhaltische AfD-Landtagsfraktion sieht das Bauhaus als «Irrweg der Moderne» und hält an ihrer Forderung nach einer kritischen Auseinandersetzung fest. Die Geschichte um das Bauhaus sei insgesamt zu wenig kritisch aufgearbeitet, sagte Fraktionsvize Hans-Thomas Tillschneider der Deutschen Presse-Agentur. Kulturstaatsministerin Claudia Roth äußerte sich empört. «Damit zeigt die AfD, welchen Geistes Kind sie ist», sagte die Grünen-Politikerin der «Süddeutschen Zeitung». 

Das Bauhaus mit den Standorten Berlin, Dessau und Weimar gilt als wichtige Schule für Kunst, Design und Architektur im 20. Jahrhundert. Im Landtag von Sachsen-Anhalt fordert die AfD eine «kritische Auseinandersetzung» mit dem Bauhaus, ein entsprechender Antrag soll am Freitag beraten werden. In Sachsen-Anhalt wird die AfD vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.

Roth: Alarmierend und inakzeptabel 

«Hier zeigt die AfD die Fratze des Nationalsozialismus», hatte FDP-Fraktionschef Andreas Silbersack dazu gesagt. Als «Irrweg der Moderne» habe man das Bauhaus 1933 wahrgenommen. 100 Jahre Bauhaus seien ein Meilenstein der Kultur und der Baugeschichte, so Silbersack. Eine Diskreditierung werde man nicht zulassen.

Roth als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur sagte der «Süddeutschen Zeitung», «dass jetzt die AfD mit erschreckend ähnlichen Argumenten und Formulierungen wie einst die NSDAP versucht, gegen das Erbe des Bauhaus heute vorzugehen, ist in höchstem Maße alarmierend und absolut inakzeptabel». 

Sie sieht in dem Angriff ein weiteres Beispiel dafür, wie die AfD versuche, die kulturelle Debatte zu bestimmen: «Die Stiftung Bauhaus Dessau leistet hervorragende Arbeit – und das Vorgehen der AfD zeigt, wie wichtig ihre Arbeit ist. Leider ist diese Art und Weise des Umgangs mit unserer Geschichte und ein solches Vorgehen gegen die Freiheit von Kulturinstitutionen in unserem Land kein Einzelfall, sondern Programm bei der AfD.»

AfD weist Bezug zu NS-Zeit zurück

Das Bauhaus war 1919 in Weimar gegründet worden. Aufgrund der politischen Verhältnisse zog die Einrichtung 1925 nach Dessau um. Hier erlebte die Kunst- und Architekturschule für wenige Jahre ihre Blütezeit. 1932 wechselte das Bauhaus von Dessau nach Berlin. Dort wurde es 1933 von den Nazis geschlossen.

Tillschneider weist Bezüge zwischen dem aktuellen Antrag und der Zeit des Nationalsozialismus zurück. Diese Kritik sei der Versuch, einer echten Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. «Das ist billig», sagte Tillschneider. Es gehe der AfD nicht darum, Gelder zu kürzen, man wolle die Stiftung erhalten. Die «Ideologie um das Bauhaus herum» aber wolle man kritisch beleuchten.

Unesco-Weltkulturerbe mit mehr als 100.000 Besuchern pro Jahr

Im Antrag heißt es, eine «einseitige Glorifizierung des Bauhaus-Erbes» zum Jubiläum solle verhindert werden. «Die internationale Verbreitung des Bauhaus-Stils führte zu einer Art globalem "Einheitsbrei"», so die These der AfD. Es ist die Rede von «historischen Bausünden» und einer Standardisierung von Architektur und Design, die der kulturellen Vielfalt abträglich sei.

Die Stiftung Bauhaus Dessau teilte mit, man thematisiere die Aufbrüche, aber auch die Verwerfungen, die mit den Materialinnovationen zu Beginn der 1920er Jahre verbunden gewesen seien. Zum Jubiläum werde es eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung geben, so Direktorin Barbara Steiner. «Die Bauhaus-Gebäude in Dessau ziehen jährlich weit mehr als 100.000 Menschen aus aller Welt an.» Als Teil des Unesco-Weltkulturerbes werde diesen Bauten ein hoher Wert zugesprochen, verbunden mit der Verantwortung und Verpflichtung, sie zu erhalten.

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